Photo-Reflexionen
Notiz vom 13. September 2016. 
Im Sommer und Herbst 2016 produziere ich erst mal diverse Aperçus zur Photographie, aus Gesichtspunkten, die sich gerade ergeben. Da ist Widersprüchliches durchaus möglich. So erfährt die Feststellung, dass das Photo die Erscheinung wie eine andere Haut vom realen Ding ablöst, ganz unterschiedliche Wertungen, je nachdem, ob ich die Freistellung des Phänomens vom durchschnittlichen Sehen im Auge habe oder aber die zunehmende Entmaterialisierung der Lebenswelt durch deren Digitalisierung. Wenn ich dann das allgemeine Bewusstsein der Epoche unterscheide von dem doch sehr partikularen der “Happy Few” (Stendhal), also der Mitglieder der “kleinen Sekte der traditionsbewussten Könner”, halte ich letztere keineswegs für gefeit gegen die Anfechtungen des ersteren. Alle baden oder schwimmen wir im allgemeinen Bewusstsein, das uns im doppelten Sinne des Wortes “ausmacht”: konstituiert und das bloss Partikulare in sich aufnehmend tilgt. Der Widerstand gegen den reissenden Fluss bringt kein Entrinnen, aber Momente des insularen Glücks. Mir sind diese den Aufwand wert, den ich dafür betreiben muss. Es ist wie mit dem todgeweihten Leben, das man sich nicht nur angesichts, sondern gerade wegen seiner Hinfälligkeit mit viel Leidenschaft und Betriebsamkeit gestaltet in der Zeit, die bleibt. Der Tod ist schon da, er schaut dich an aus jedem Photo, auch von dir, denn es wird bleiben, während du vergehst, doch ist’s das Leben, das entgegen schaut. 
Gewiss reizt es mich, mal mit längerem Atem zur Photographie zu schreiben. Doch derzeit fehlt mir dazu noch die genügende geistige Vorbereitung wie auch die zureichende Erfahrung. Aber es geht voran mit dem Photographieren und dem Denken.